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Vorbericht auf die Saison 24/25 der Pforzheimer Zeitung

Sprung aus der Nische fürs Frauen-Basketball: Rutronik Stars Keltern starten die Punktejagd

 

Keltern/Berlin. Die deutschen Basketballerinnen gehörten zu den großen Gewinnern bei den Olympischen Spielen in Paris. Sensationelles Gold im 3 x 3, überraschender Viertelfinaleinzug im traditionellen Fünf gegen Fünf. Doch wenn die DBBL-Clubs an diesem Wochenende in die neue Saison startet, wird nicht an imposanten Schauplätzen wie der Bercy-Arena oder dem Place de la Concorde gespielt, sondern zum Teil in Schulsporthallen.

Schon vor Olympia hatten sich die Verantwortlichen vorgenommen, den Spielbetrieb endlich zu professionalisieren und ein umfassendes Maßnahmenpaket verabschiedet. Nun soll der Sprung aus der Nische mit voller Kraft angegangen werden. „Wir müssen den Schwung jetzt mitnehmen und die Rahmenbedingungen deutlich verbessern“, sagt Svenja Brunckhorst, die nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille nun seit Anfang des Monats bei Meister Alba Berlin für den gesamten weiblichen Bereich verantwortlich ist. „Man merkt, dass Basketball bei den Mädchen stark im Kommen ist“, sagt die 32-jährige ehemalige Aufbauspielerin: „Wir müssen das Momentum jetzt nutzen.“

Das ist die Großstadt-Perspektive. Dag Schiffer als Team-Manager der Rutronik Stars Keltern kann sich vorstellen, dass es in Berlin oder auch in Marburg und Freiburg eine Art Olympia-Effekt geben wird, ist sich aber nicht sicher, ob in Keltern mehr sportbegeisterte Mädchen oder zumindest mehr Zuschauer zum Basketball kommen. Wie Manager Dirk Steidl kurz vor Olympia erklärte, hatte sogar ein Rückzug der Sterne aus der Bundesliga im Raum gestanden. Auf jeden Fall geht aus einem auf der Facebook-Seite des Clubs veröffentlichten Interview hervor, dass er nicht die Vision eines einheitlichen Profils der DBBL-Clubs hat. „Mit den hohen Standards für alle werden kleinere Teams vor Herausforderungen gestellt, welche diese auf Dauer nicht umsetzen können. Man kann Berlin nicht mit Keltern vergleichen – das sollte jedem verständlich sein“, erklärte Steidl. „Kuhdorf und Weltmetropole“ hätten nunmal nicht dieselben Voraussetzungen, sagte Schiffer dazu nun plakativ im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“.

Steidl irritiert, dass die DBBL bis 2029 eine „wahnwitzige Erhöhung der Hallenkapazität“ anstrebt. Doch auch unabhängig davon zeigt er Skepsis: „Warum soll ein gut geführter Verein einen hauptamtlichen Geschäftsführer für 40 000 bis 70 000 Euro einstellen müssen? Damit wird dem Team wichtiges Budget entzogen. So etwas werde ich nie verstehen.“

„Jetzt oder nie“, sagt jedoch der DBBL-Vorstandsvorsitzende Andreas Wagner. Mit der Vorrunde der EM 2025 in Hamburg und der WM 2026 stehen gleich zwei Höhepunkte bevor. Versäume man es die Euphorie in Verbindung mit den beiden Großereignisse zu nutzen, werde man „endgültig in der Versenkung verschwinden“, mahnte Wagner. Im Oktober fängt Anton Hefele als neuer DBBL-Geschäftsführer an. Bisher erfüllt die DBBL-Homepage kaum die geringsten Anforderungen. In den sozialen Medien ist beispielsweise Keltern recht aktiv, gibt es aber auch noch großen Nachholbedarf. Die Spiele sind bei sporttotal.tv kostenpflichtig, jedoch nur in überschaubarer Qualität zu sehen und die Zuschauerzahlen kaum messbar.

„Bei solchen Sachen ist die Liga etwa zehn bis 15 Jahre den allgemeinen Entwicklungen hinterher – das müssen wir jetzt aufholen“, sagte der Vorsitzende des DBBL_Aufsichtsrates Martin Geissler, der auch Geschäftsführer des Männer-Bundesligisten Syntainics MBC in Weißenfels ist, dem Magazin „BIG“. Geissler betrachtet es als „Meilenstein“, dass künftig vier von zwölf Spielerinnen im Kader einen deutschen Pass haben müssen. Von den Mitgliedern des deutschen Olympia-Aufgebots sind außer Kelterns Alexandra Wilke allerdings nur Romy Bär (MBC) und Lina Sontag (Freiburg) in der DBBL am Ball.

Neu formiertes Team soll so stark sein wie das alte.

Die Rutronik Stars Keltern starten die Punktejagd mit einem anspruchsvollen Auswärtsspiel. In der DBBL sind die Basketballerinnen aus dem Enzkreis am Sonntag um 16 Uhr bei den mitteldeutschen Gisa Lions zu Gast. In denen sieht Teambetreuer Dag Schiffer einen der Konkurrenten. Ähnlich schätzt er die GiroLive Panthers Osnabrück ein.

Dass Alba Berlin als amtierender Meister eine Favoritenrolle hat, versteht sich fast von selbst. In jedem Fall stimmt Schiffer der Annahme vieler Experten zu, dass sich die Gewichte vermutlich langfristig in Richtung des Hauptstadt-Clubs verschieben: Mit weiteren Erfolgen von Alba zu rechnen, sei im Grunde Mathematik.

Keltern hat sich neu aufgestellt: Außer Olympia-Teilnehmerin Alexandra Wilke sind nur noch Alexandria Kiss-Rusk sowie Rachel Arthur, die vorige Saison nahezu komplett außen vor war, da. „Die Vorbereitung ist erfreulich gelaufen“, sagt Schiffer. „Die Chemie in der Mannschaft stimmt.“ Dass die Sterne von Anfang an überzeugen und gar Sieg an Sieg reihen, kann Schiffer dennoch nicht versprechen.

Reizvoll wäre es abseits der Herausforderungen in der nationalen Liga nun auch mal im europäischen Wettbewerb die Vorrunde zu überstehen. Einmal mehr ist da Castor Braine aus Belgien einer der Gegner. Zudem geht es wohl nach Finnland und Rumänien.

Von einem männlichen Trainer-Duo (Goran Lojo/Christian Hergenröther) hat Keltern auf ein weibliches umgestellt. Die bisherige Spielerin Mateja Tavic hat die Unterstützung von Jelena Antic einer weiteren Sterne-Kraft vom Balkan.

Bericht von:  Lars Reinefeld , Ralf Kohler

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